U-Bahnhof Maxfeld und U-Bahnhof Kaulbachplatz, Nürnberg
Aufgabe U-Bahnhof Maxfeld
Die U-Bahnlinie U 3 ist als führerlose U-Bahn konzipiert, die auch auf Strecken mit Lokomotivführern eingesetzt werden kann. Mit dieser weltweit einzigartigen technischen Neuerung knüpft Nürnberg an seine technische Hochblüte im 19. Jh. an, als auf der Strecke zwischen Nürnberg und Fürth 1835 die erste Eisenbahn Deutschlands fuhr. Der Bahnhof Maxfeld liegt in der Goethestraße in einem dicht bebauten Stadtteil Nürnbergs. Die funktional notwendigen Hochbauelemente dieses U-Bahnhofes zwischen dem oberirdischen Straßenraum und dem unterirdischen U-Bahnhof sollten eine inhaltliche Interpretation des Ortes neben der selbstverständlichen Funktionserfüllung übernehmen.
Umsetzung U-Bahnhof Maxfeld
Die Goethestraße ist eine innerstädtische Straße mit flankierenden 4- bis 5-geschossigen Gebäuden. In der ostseitigen Straße weitet sich der Stadtraum zum Pausenhof der angrenzenden Schule. Die Erschließungselemente für den U-Bahnhof stellen in der verkehrsberuhigten Straße Einbauten dar, die den linearen Straßenraum gliedern. Zusammen mit den zu pflanzenden Bäumen wird somit dieser schlichte, nicht rhythmisierte Raum durch Einbuchtungen in Abschnitten erlebbar. Die beiden U-Bahn-Ausgänge sind schmal und parallel zur Fahrbahnrichtung in den relativ engen Straßenraum in der Goethestraße eingefügt. Der gläserne Personenaufzug liegt im Kreuzungsbereich der Löbleinstraße mit der Goethestraße und bildet hier einen filigranen Akzent. Der Notausstieg in der Wurzelbauerstraße wird aus zwei hintereinander gestaffelten Ausgängen formal im Kontext mit den anderen Elementen gebildet. Mit den Kopfbauten wurde eine Bauform gesucht, deren Volumen den Straßenraum nur gering einschränkt. Sowohl die Aufgänge als auch der Aufzug verknüpfen den Tag- mit dem Nachtraum und werden als eigenständiges Raumkonzept erlebbar. Die Wandgestaltung im U-Bahnbereich ist aus dem Genius loci entwickelt. Auch wenn der Bahnhof den Namen Maxfeld trägt, liegen beide Eingänge in der Goethe-Straße. Als Referenz an den Dichterfürsten ist die Einbeziehung seines literarischen Werkes in die Gestaltung der Bahnsteighalle bedacht. Zitate, Sentenzen, Bonmots und Aphorismen können im Fließtext an den Wänden hervorgehoben werden. Aufgedruckte, nicht lesbar graphisch wirkende Texte, ähnlich einer Wandzeitung, bilden die Grundfläche der Emailbekleidung.
Daten U-Bahnhof Maxfeld
Planungsbeginn: | 1999 (Haid + Partner GmbH) |
Baubeginn: | 2001 |
Fertigstellung: | 2006 |
Leistung: | Objektplanung LP 1-8 § 15 HOAI |
Aufgabe U-Bahnhof Kaulbachplatz
Die nächstfolgende U-Bahnstation nach Maxfeld ist die U-Bahnstation Kaulbachplatz. Anfang des 20. Jahrhunderts, ganz im Zeichen des wirtschaftlichen Erfolgs, wurde in dem grünen Viertel als Stadterweiterung mit der Errichtung eines Wohngebietes begonnen. Auf einem rasterartigen Grundriss entstanden stattliche Mietshäuser mit Vorgärten, die herrschaftlichen Wohnraum für gehobene Ansprüche boten. Der neue Wohlstand spiegelte sich in großzügigen Jugendstil-Gebäuden wider, schauprächtig inszeniert mit reichem Fassadenschmuck und fantasievoller Ornamentik. In dieser Umgebung war eine entsprechende gestalterische Antwort für ein technisches Bauwerk zu suchen.
Umsetzung U-Bahnhof Kaulbachplatz
Noch bevor die ersten Entwürfe für den U-Bahnhof Kaulbachplatz entstanden, war klar: das vom Jugendstil geprägte Stadtquartier verlangt Zurückhaltung in der Gestalt. Inspiriert von der naturnahen Wissenschaft und Formensprache der Bionik wurde eine organische Bauform gesucht und entwickelt, die als gestalterischer Pol zur floralen Jugendstil-Umgebung formuliert ist. Durch geschwungene Konturen der Baukörper entsteht ein fließender Formenkanon, der mit den dekorativen Stilelementen des Jugendstils einen lebendigen Dialog aufnimmt. So war es möglich, dem vorhandenen prächtigen Umfeld einerseits einen aktuellen Kontrapunkt zu geben, andererseits aber nicht die „sanfte Linie“ natürlicher Formgebung zu verlassen. Entstanden ist eine zeitgemäße Architektur mit minimalistischer Dimension und reduziertem Materialeinsatz. Wie ein unbekanntes Wesen aus dem Archaikum schiebt sich ein reptilienhaft geschuppter Baukörper aus dem Erdboden: Eine imposante Manifestation der Verwerfungen im Untergrund. Abgesehen von der eindrucksvollen äußeren Erscheinung gelten auch hier die U-Bahn-spezifischen Besonderheiten, die technischen und konstruktiven Merkmale.
Von oben nach unten und von unten nach oben gelangt man durch einen Übergangsraum. Zwei „dynamisch” geformte Scheiben stehen längsseitig im relativ schmalen Straßenraum und halten so die lineare Richtung in Straßenachse offen. Zwischen den parallelen, glatt geschalten Betonscheiben spannen Glasschwerter, die das Auflager für die transparente Glasdachfläche bilden. Diese folgt den Konturen der organisch geformten Seitenwände und setzt sich bis zur Bahnsteigdecke fort. Die seitlichen Wandscheiben sind mit ellipsoiden Öffnungen perforiert. So entsteht eine netzartige zellulare Struktur der Fläche und löst diese auf. Überraschende Blickbezüge und eine interessante Lichtführung werden hierdurch geschaffen.
Der Aufzugsturm erhält dieselbe dynamische Grundgestalt wie die Bahnhofsaufgänge, die jeweils einen Übergangsraum vom oberirdischen Stadtraum zum unterirdischen Objektraum markieren.
Die einheitliche Gestaltqualität aller drei Baukörper erlaubt die Wahrnehmung als Ganzes, als ein zusammengehörendes Kontinuum.
Daten U-Bahnhof Kaulbachplatz
Planungsbeginn: | 2006 (Haid + Partner GmbH) |
Baubeginn: | 2007 |
Fertigstellung: | 2011 |
Leistung: | Objektplanung LP 1-8 § 15 HOAI |