Diakonie Zschadraß
Umbau und Generalsanierung Haus B 20 und Diagnostikum
Aufgabe
Schon im 19. Jahrhundert unternahm man in Zschadraß den spannenden Versuch, neue Wege in der Arbeit mit psychisch kranken Menschen zu gehen. 1868 gründete der Psychiater Friedrich August Hermann Foppel eine landwirtschaftliche Kolonie für Geisteskranke, die der Anstalt im 2 km entfernten Colditz angegliedert war. Ärzte haben hier – außerhalb der großen Krankensäle – im Umgang mit der Natur und im Arbeitsprozess Hilfen für psychisch kranke Menschen gesucht. Zu DDR-Zeiten indes machte sich die Einrichtung vor allem als international anerkannte Klinik für Lungenheilkunde einen Namen. 1999 erfolgte die Übernahme durch die Diakoniewerk Zschadrass gGmbH. Heute umfasst das Fachkrankenhaus für Neurologie und Psychiatrie über 160 Betten und Tageskliniken. Zu den Abteilungen für Psychiatrie und Psychotherapie gehören 125 stationäre Betten und 45 tagesklinische Plätze. Mit dem Diakoniewerk als neuem Betreiber begann eine neue Epoche, geprägt von der Suche nach neuen Konzepten für den Krankenhausausbau. Im April 1999 wurde ein Masterplan entwickelt und zunächst renovierungsbedürftige Gebäude generalsaniert und einer neuen Nutzung zugeführt.
Umsetzung Umbau und Generalsanierung Haus B 20
Die in Pavillonbauweise erstellte Gesamtanlage in einer hochwertigen Parkanlage prägt das Baufeld.
Die denkmalgeschützte Bausubstanz stellt den markantesten Solitär der Liegenschaft dar. Es wurde angestrebt, die durch die vorhandene Bausubstanz definierten Stationsgrößen geschossweise kongruent zu organisieren. So beherbergen die jeweiligen Seitenflügel je eine Teilstation, die ihre allgemeinen Funktionen im Mittelbau vereinen. Die Grundrissstruktur und das gewählte Sicherungskonzept für die psychiatrischen Patienten ermöglichen eine Großgruppen- und Teilgruppenbildung auf einer Station. In dem mächtigen Baukörper schichten sich in 3 Stationen in Summe 54 Planbetten der psychiatrischen Pflege, je Geschoss 18 Patienten.
Mit den zu den Teilgruppen gehörigen dienenden Räumen wird der gruppendynamische Prozess durch Raum- und Bereichsgliederung initiiert. Im mittig gelegenen Speise- und Gruppenbereich, dem Kommunikationsort, können die Teilgruppen zusammengeführt werden. Im Erdgeschoss bildet das Foyer mit seiner aufgearbeiteten historischen Glasdecke den räumlichen und gestalterischen Mittelpunkt des Gebäudes. Der darüber liegende Lichtraum wird mit einer Dachverglasung begrenzt, welche die natürliche Belichtung und Belüftung aller Geschosse unterstützt. Mit der Lichtführung sowie mit harmonischer Material- und Farbgebung, abgestimmt auf die Nutzungsanforderung, soll Empathie und Geborgenheit bewirkt werden. In der Innenraumgestaltung sollen Transparenz und Offenheit, Einblick und Durchblick wirksam werden. Deshalb wird auch die architektonische Ordnung klar und rational im Inneren wie im Äußeren gesucht. Die Architektur stellt eine Symbiose aus modernen, interpretierten Gestaltelementen und historisch tradierten Gestaltdetails dar.
Daten
Planungsbeginn: | 2005 (Haid + Partner GmbH) |
Baubeginn: | 2006 |
Fertigstellung: | 2007 |
Leistung: | Objektplanung LP 1-9 § 15 HOAI, Generalplanung |
Umsetzung Diagnostikum
Der Neubau der Neurologie ist ein weiterer Baustein für das psychiatrische Krankenhaus Der dreigeschossige Teilersatzbau fasst einen Platz zwischen dem Haus B20 und der nördlich anschließenden Wohnbebauung ein. Die Proportionen des Neubaus ordnen sich dem denkmalgeschützten, gewachsenen Campus-Charakter der Anlage unter. Die Wandscheibe der Nordfassade geht in der Dachebene in die Horizontale über und bildet einen umlaufenden Rahmen, der den gesamten Baukörper einfasst. Durch den abfallenden Geländeverlauf erscheint das Gebäude von Norden her zweigeschossig, zum Süden hin öffnen sich das Gartengeschoss und die darüber liegenden zwei Pflegegeschosse, von denen aus sich ein Panoramablick auf die Grünanlagen ergibt. Das Gebäude ist als Dreibund ausgebildet, wodurch die ambulanten und stationären Verkehrswege getrennt werden. Unmittelbar am Eingang ordnet sich die Notfallaufnahme an, getrennt vom Besucher- und Patientenverkehr. Die zentrale Patientenaufnahme liegt an der Eingangshalle. Weiter finden sich im Erdgeschoss die Untersuchungs- und Behandlungsbereiche des klinischen Arztdienstes der Fachbereiche Psychiatrie und Neurologie mit Funktionsdiagnostik, Radiologie und Labor. Das Gartengeschoss nimmt die Physikalische Therapie mit Freibereich, die Prosektur, den Ver- und Entsorgungsdienst, Personalumkleiden, Lager- und Archivflächen sowie die zentrale Gebäudetechnik auf. Im Obergeschoss finden sich die Pflegestation für die Neurologie mit 35 Betten sowie Räume für Seelsorge, Bereitschaftsdienst und Besprechungen. Die freundliche, offene Atmosphäre kennzeichnet die Gestaltung des gesamten Gebäudes, das auf die Bedürfnisse und Empfindungen kranker Menschen zugeschnitten ist. Der notwendige technische Apparat tritt im Gebäude zurück. Wichtige gestalterische Ziele sind eine gute Orientierung und eine freundliche, Vertrauen erweckende Atmosphäre mit einem starken Bezug zwischen Innen- und Naturraum.
Daten
Planungsbeginn: | 2008 (H+P GmbH) |
Baubeginn: | 2009 |
Fertigstellung: | 2011 |
Leistung: | Objektplanung LP 1-9 § 15 HOAI, Generalplanung |